Yoga und Trauma

Welche Verbindung habe ich mit Yoga und Trauma?

Als ich angefangen Yoga zu unterrichten, dachte ich mir, dass Yoga mit all seinen positiven Eigenschaften nur positiv sein kann. Ich hatte ein bestimmtes Bild davon, wie ich Menschen mit Traumata unterrichte, wenn wirklich einmal jemand in meinen Klassen ein Trauma hat. Es erschien mir, als würde das wahrscheinlich nicht so oft passieren.

Dann hatte ich meine erste Erfahrung mit einer Schülerin. Durch Gespräche bekam ich mit, dass sie sich in der Meditation gerne abkapselte und ich wollte ihr helfen. Ich fing an, mich zu informieren. Ich nahm dann immer wieder Anzeichen von anderen Teilnehmenden war, bis ich auch jemanden unterrichtet habe, wo ich wusste, dass ein Trauma vorliegt. Von nun an stand fest, dass ich meine Stunden so gut wie möglich auch an Menschen mit Trauma anpasse.

Aber was bedeutet es wirklich ein Trauma zu haben?

In unserer Gesellschaft wird das Wort Trauma oft unwissend genutzt, z. B. „Wir sind doch alle traumatisiert“. Aber was bedeutet es wirklich ein Trauma zu haben?

„Bei einem Trauma handelt es sich eine seelische Verletzung, die ihre Spuren im Körper hinterlässt.“

Es gibt verschiedene Arten von Traumata, die ich kurz erwähne, aber nicht genauer darauf eingehe. Dazu gibt es Fachlektüre, welche ich empfehlen würde, wenn man sich tiefer mit dem Thema auseinandersetzen will.

  • Schocktrauma
  • Komplextrauma – Entwicklungs- und Bindungstrauma
  • Transgenerationales Trauma
  • Kollektives Trauma

Symptome:

  • Überforderung und Hilflosigkeit
  • Dysregulation im Nervensystem
  • Trennung von sich selbst
  • Starke Bildung an die vergangene traumatische Erfahrung

Das Wichtigste ist, dass keiner was für sein Trauma kann und sich deswegen nicht schämen muss. Es ist eine Wunde, welche Heilung braucht und man sich immer Hilfe suchen soll. Du bist damit nicht alleine!

Wie hilft also Yoga jetzt bei einem Trauma?

  • Yoga hilft dir dabei, wieder in die Selbstwirksamkeit und Eigenermächtigung zu kommen. Mit bestimmten Tools schaffst du es, wieder es selbst in die Hand zu nehmen, wie du dich fühlst, und entkommst der Fremdsteuerung durch den Geist.
  • Durch die richtigen körperlichen Bewegungen, passenden Meditationen und Atemübungen findest du wieder innere Balance und Stabilität.
  • Durch Achtsamkeit, Fokussierung und Setzen eines Ankers schaffst du es, wieder eine Verbindung zu dir selbst und der Gegenwart zu erschaffen.

Die Yogastunde hat dir gar nicht gutgetan! Ich glaube, die wenigsten gehen in eine Yogastunde mit dem Vorsatz, etwas zur Heilung des Traumas beizusteuern. Viel eher passiert es so, dass man eine Yogastunde besucht und sich vielleicht unwohl oder fehl am Platz gefühlt hat. Dachte vielleicht, wie unangenehm es war, die Augen zu schließen, oder verstand nicht, wie man sich in den Körper hineinspüren soll. Okay, dann ist Yoga vielleicht nicht das Richtige für mich, könnte man denken. Woher sollte man auch wissen, dass es nicht die richtige Stunde war bzw. man einiges modifizieren konnte?

Der beste Weg würde direkt in eine traumasensible Yogastunde führen, aber gibt es die in der Nähe? So wie es bei mir ist, die auf dem Land lebt, eher nicht.

Gerade in meinen Klassen für Schwangere oder Mamis kann natürlich ein Trauma vorhanden sein durch den Verlust von deinem Kind, weil es als Sternenkind geboren wurde. Gerade da bitte ich dich umgehend, mit der Yogalehrenden Person zu sprechen, denn da gibt es viel zu viele Triggerpunkte, die dich in die traumatische Erfahrung zurückversetzen.

Also, was kannst du tun?

Wenn du keine Möglichkeit hast, eine traumasensible Yogaklasse zu besuchen, rede mit der yogalehrenden Person deines Vertrauens. Erkläre ihm/ihr, dass du dich z. B. in der Meditation unwohl fühlst, die Augen zu schließen, bei zu starken Atemübungen dein Herzschlag sich erhöht und du vielleicht sogar eine leichte Panik bekommst. Auch könntest du bei langanhaltenden Stellungen den Kontakt zu dir verlieren. Vielleicht bietet dir deine Yogalehrende Person auch ein 1:1 Coaching an, um dich vorzubereiten, welche Modifizierungen du im Unterricht anwenden kannst.

Hier einige Tipps für Yogalehrende & auch Betroffene

Die Tipps kannst du als Betroffene natürlich zum Großteil auch so anwenden. Rede auch hier wieder mit der Person, die dich unterrichtet und sage ihr/ihm, dass du einige Modifizierungen anwendest.

  • Biete verschiedene Variationen an, damit SchülerInnen eine Wahlmöglichkeit haben
  • Immer anbieten, dass die Augen geöffnet bleiben können oder man nur sanft die Augen schließt
  • Bei Savasana gerne sitzen bleiben
  • Stützen anbieten, z. B. Wand oder Stuhl
  • Anker im Außen setzen, z. B. ein Symbol oder bestimmten Punkt fixieren
  • Immer kleine Bewegungen machen und nicht zu lange in Asanas verharren
  • Balancehaltungen einbauen, um in der Gegenwart zu bleiben
  • Sanfte Berührungen am eigenen Körper einbauen

Yoga kann nicht alles

Das Wichtigste ist, dass das Yoga gut tut und du es genau deswegen machst. Ist die Verbindung zum Yoga nicht vorhanden, ist es ganz egal, welche positiven Vorteile es hat, denn dann brauchst du was anderes und das ist auch okay! Aber lass dir auch Zeit und probiere es aus. Yoga ist nicht für jeden das Allheilmittel, kann dich aber bei deiner Reise unterstützen.

Würdest du aber gerne mit traumasensiblen Yoga an deiner Verbindung zu dir arbeiten und Tools für deinen Alltag mit Trauma bekommen, freue ich mich, dich bei einem 1:1 Coaching zu sehen. Schreibe mir dann gerne eine Mail.

Om Shanti, deine Jools

 

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